Projekt

“Im Osten geht die Sonne auf
im Süden nimmt sie ihren Lauf
im Westen wird sie untergehen
im Norden ist sie nie zu sehen”

Dieses Zitat kennt jedes Kind. Für uns hat es eine neue Bedeutung bekommen, als wir mit der Planung dieser Reise begannen. Ab September werden wir fast jeden Morgen auf unsere Räder steigen, um in den Sonnenaufgang zu radeln. Immer Richtung Osten, immer Richtung Orient. Tag für Tag, bis Weihnachten. Das Ziel ist Iran in rund 6.000 km Entfernung. Der Startpunkt ist Freiburg.

Durch frühere Reisen vom Nahen und Mittleren Osten fasziniert wollen wir uns erneut aufmachen, dieses Mal in andere Regionen und auf anderen Wegen. Das Radfahren ist nicht nur ein Mittel der Fortbewegung. Es geht darum, die Veränderungen entlang des ganzen Weges mitzuerleben und zu erfahren, dass Westeuropa und den Nahen und Mittleren Osten eben keine „Welten“ trennen, sondern dass es einen direkten, gar nicht so weiten Weg gibt, der verbindet und den wir durch eigene Kraft zurücklegen wollen. Begriffe wie Orient-Express und Seidenstraße stehen bezeichnend dafür, dass diese Routen in der Vergangenheit viel bereiste Wege waren und unzählige Geschichten zu erzählen haben – warum ihnen nicht auch heute folgen und ihrem aktuellen Geschehen begegnen?

Wir sind der Meinung, dass es nur durch eigenes Erleben und direkten Austausch mit Menschen gelingen kann, sich sein eigenes Bild zu machen. Wir freuen uns darauf, nette, gastfreundliche, kommunikative Menschen und ihre Gesichter kennenzulernen, Geschichten zu hören und weiterzutragen.

Mancher mag sich fragen, warum man eine solche Reise unbedingt mit dem Fahrrad machen muss. Es gibt so viele Alternativen, wie ein eigener Kleinbus, Trampen, Wandern, Fliegen, Heißluftballon… Jede dieser Optionen hat Vor- und Nachteile. Die Reisegeschwindigkeit bei Radfahren ist sehr angenehm. Man spürt, wie sich Klima und Landschaft gemächlich verändern, hat Zeit zu gucken und kann jederzeit auf eine Tasse Tee und eine kurze Unterhaltung anhalten. Mit einem Auto oder Bully neigt man eher dazu durchzurauschen, per pedes braucht man sehr lange. Es ist auch einfach ein gutes Gefühl, sich selbst den ganzen Tag aus eigener Kraft zu bewegen, den Elementen ausgesetzt zu sein und den Fahrtwind zu spüren. In jedem Fall hat man am Ende des Tages für sich selbst immer etwas erreicht wenn man auf die Karte schaut und nochmal die Kilometer und die Eindrücke zählt.
Wer wie wir die Natur erleben will, muss sich auch respektvoll ihr gegenüber verhalten, uns war es daher auch sehr wichtig, umweltfreundlich zu reisen. Radfahren entspricht hier genau unserem Anspruch.
Zu guter Letzt ist ein bepacktes Fahrrad immer ein extrem guter Gesprächseinstig. Wenn man wettergegerbt von einem bis zum Anschlag beladenen Velo steigt, findet sich häufig jemand, der zumindest erfahren möchte wo man her kommt.

Verrückte Ideen verwirklichen, ein Leben fernab der 40-Stunden-Wochen mit zweiwöchigem Pauschalurlaub, Reiseglück ohne Flugzeug, Tage unter freiem Himmel, was sehen und hören von der Welt und denjenigen, die sie bewohnen – all das ist möglich und wir wollen uns daran versuchen – ungeachtet der imaginären Barrieren, die man sich wohlmöglich in den Weg gestellt sieht.
Kurz; wir wollen drauf los radeln in den Sonnenaufgang und schauen, was kommt. Ganz nach den Worten Kafkas: „Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keins da.“

Ein Gedanke zu „Projekt

  1. Man hab ich angst um euch, klar ist es toll Weihnachten im warmen zu sein, doch die aktuellen Nachrichten sind gespickt von endführungen im nahen osten.
    Toi , toi, toi

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