Kategorie-Archiv: Türkei

Türkei 2; Istanbul

Istanbul ist wirklich berauschend und etwas ganz Besonderes. Auf unserer Reise haben wir diverse Großstädte besichtigt, aber keine war damit vergleichbar was uns hier erwartete. Die Stadt ist lebendig, ohne laut und hektisch zu sein, groß und weitläufig und gleichzeitig bestens zu Fuß, per Tram oder Fähre zu erkunden. Tausendjährige Geschichte, Tradition, Moderne und Hipstertum, von der dunklen Lederwahrengasse über den größten Basar der Welt bis zur videoüberwachten Shoppingmall prallen hier scheinbar widerspruchslos Welten aufeinander. Über allem liegt eine angenehm entspannte und nicht aufgesetzte Atmosphäre trotz den Massen an Touristen und ERASMUS-Studierenden. Selbst die touristischen Anziehungspunkte wie die Hağia Sofia oder die blaue Moschee wirken nicht für den Besucheransturm herausgeputzt sondern stehen sich mit der größten Selbstverständlichkeit gegenüber.
In Istanbul mussten wir uns auch nicht ausschließlich auf unseren Reiseführer verlassen. Ein Freund stellte uns einen Kontakt zu Feride her, die uns die alternativen und politischen Ecken der Stadt zeigte. Über sie bekamen wir auch die Gelegenheit, anlässlich einer Veranstaltung gegen die Rodung eines Waldgebiets für eine Volxküche die Gemüseläden nach Restware abzuklappern und bei der Essensvorbereitung mit zu schnippeln. Als wir dann in unserem lieb gewonnenen Hostel (an dieser Stelle sei das Hostel Neverland wärmstens empfohlen, auch ein Tipp von Feride) auf zwei Deutsche trafen, mit denen wir uns Doppelkopf spielend drei Nächte um die Ohren schlugen, fühlten wir uns endgültig zu Hause.
Nach einer Woche Entspannung, Kultur, Kontakten und trockenen Socken verabschieden wir uns mit mindestens einem weinenden Auge von der wunderbaren Metropole am Bosporus und es geht weiter entlang der Schwarzrmeerküste.

Türkei 1; Gegenwind und Gastfreundschaft

Nachdem wir fünf Passkontrollen und eine Fahrzeugregistrierung passiert hatten, begrüßte uns die Türkei mit heftigem Gegenwind, der einige Tage anhalten und uns neben entsprechend wenigen Tageskilometern gedämpfte Laune bescherte. Dem Sturm folgte der erste Regen seit dem Verlassen Deutschlands und davon nicht zu wenig. Wir müssen uns wohl vorerst an das herbstliche Grau gewöhnen. In einer lustigen Sturmnacht mussten wir mehrmals Heringe, die im aufgeweichten Boden den Halt verloren, neu stecken, in einer anderen Nacht mussten wir das Zelt aus dem See, welcher spontan um uns herum entstand, umziehen. Auf unser Zelt konnten wir uns wahrlich verlassen, es hat Wind und Wetter exzellent Stand gehalten.

Landschaftlich fanden wir wieder überwiegend weite Agrarflächen und breite Straßen vor bis sich kurz vor Istanbul weite Naherholungsgebiete erstreckten. Die Westtürkei ist schroff wie ein Gebirge ohne dabei wirklich an Höhe zu gewinnen. Auf und ab geht es dennoch reichlich und mitunter steil. Die Gastfreundschaft der Menschen hier ist scheinbar endlos. Wenn wir jeder Einladung zu einem Çay folgen würden, kämen wir nicht weit. Selbst wenn wir uns einfach so in ein Café setzen, wird uns der Tee bezahlt und die nächste Runde steht schon vor uns, bevor wir gehen können. In den Dörfern spricht kaum jemand unsere Sprachen, aber ein kurzes Gespräch funktioniert auch mit Händen, Füßen und Europakarte. In jedem noch so kleinem Dorf kann man sich mit frischem Brot, Oliven und gutem Käse eindecken, an unzähligen Imbissständen gibt es Börek und vieles mehr. So schnell konnten wir uns auf noch kein anderes Land kulinarisch einstellen. Die türkische Kultur erscheint uns entgegen jener der anderen Länder, die wir bislang bereist haben, sehr vertraut und insgesamt spürt man, dass auch die Türk_innen einen engen Bezug zu Deutschland haben, schließlich gibt es hier in fast jeder Familie jemanden, der in Deutschland lebt.

Bezüglich der Strecke haben wir lange gerätselt, auf welchem Weg wir lebendig und nicht völlig entnervt in die Metropole Istanbul gelangen könnten. Praktisch jeder direkte Weg ist eine Autobahn oder sehr stark befahrene Bundesstrasse. Zum Glück hat uns jemand auf eine Wegbeschreibung aufmerksam gemacht. So kamen wir über nette bewaldete Berge mit Schwarzmeerblick, durch Naherholungsgebiete und Badeorte entlang des Bospurus in die Stadt. Selbst bei Regen schillert das Wasser türkisblau und auf der anderen Seite des Bospurus liegen wolkenverhangen die Vororte auf der asiatischen Seite der Stadt. Ein wirklich traumhaftes Panorama. Wir machten uns klatschnass auf die Suche nach einem Hostel und freuten uns auf einige schöne Tage in Istanbul mit Dach über dem Kopf und ohne Tageskilometer.