An einem nebligen Morgen erreichen wir Rumänien und fühlen uns schlagartig in eine andere Welt versetzt. Mit derart starken Unterschieden zu den knapp 20 km entfernten serbischen Dörfern hatten wir nicht gerechnet. Die Region erscheint uns wesentlich ärmer, die kleinen Ortschaften, durch die uns der Weg führt sehr viel lebendiger. Häuser und Hütten sind auffallend farbenfroh angestrichen, an alle grenzen große Nutzgärten und Viehställe. Kühe, Ziegen und Gänse werden über die Straßen getrieben. Der Pferdekarren ist ein wichtiges Verkehrsmittel, wir sind damit auf den mäßige befahrenen Straßen nicht mehr die langsamsten Verkehrsteilnehmer. Die Radwegbeschilderung ist Wegmarkierungen in Form von Meilensteinen gewichen.
Wir werden überall sehr herzlich mit einem lauten „Hola!“, „Ciao!“, „Hello!“ oder hupen begrüßt und häufig derart angeschaut, als seien wir die ersten Radreisenden, die viele Menschen hier zu Gesicht bekommen. Was sie wohl von uns denken? Zwei junge Menschen mit zuviel Zeit und genug Geld, die aus einem unverständlichen Grund mit einem Fahrrad durch ihr Dorf kommen? Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten kam es leider zu keiner intensiveren Unterhaltung. Dass vor uns bereits andere Radelnde eben diese Dörfer passierten, verdeutlicht das Verhalten der Kinder, die sich einen Spaß daraus machen, sich, wenn wir vorbei fahren, an den Straßenrand zu stellen und mit uns zum „high-five“ abzuklatschen.
Die flache Landschaft mit den weiten Ackerflächen könnte überall zu finden sein. Die Felder werden sowohl mit riesigen Landmaschinen als auch mit kleinen Pferdefuhrwerken oder per Hand bestellt. Durch die schwülwarme Luft ziehen Schwaden penetranten Rauchs, der von brennenden Stoppelfeldern, Laub- oder Müllhaufen am Wegesrand stammt. Auf den Dorfstraßen entlang der Donau patrouilliert auffällig viel Grenzpolizei.
Unser Besuch in Rumänien währte lediglich drei Tage, stellten jedoch schnell fest, dass das EU-Land für uns auf dieser Reise mit Abstand den größten Kontrast zu unserem gewohnten Leben darstellt.