Nachdem wir in Trabzon festsaßen, hatten wir es ganz eilig in die Berge zu kommen. Kaum, dass wir die Visa in den Händen hielten, stiegen wir in den Nachtbus nach Kars. Die Stadt liegt ab der armenischen Grenze auf ca. 1800m in einer Hochheben. Als wir morgens im Bus aufwachen, sind wir in einer anderen Welt. Die üppige Küstenlandschaft ist verschwunden und kargen Bergwiesen gewichen. Abgeholzt wurde hier scheinbar gründlich. Bis wir den nächsten Baum sehen werden, vergehen zwei Tage. Obwohl wir so hoch sind, ist die Landschaft sanft hügelig und nahezu nirgends schroff. Schneebedeckte Gipfel Rahmen das Bild von Schafherden, die an einem Bach weiden. Leider kann man vom Bus aus schlecht Fotos machen.
Der plötzliche Umbruch hat für uns einen bitteren Beigeschmack. Die gesamte Strecke von unseren Haustüren bis in die Nordtürkei ist für uns ein geschlossenes Bild. Nun gibt es einen Abschnitt, von dem wir keine Vorstellung haben, wie in einem Buch, in dem man ein Kapitel ausgelassen hat.
In Kars stellten wir erstmal bei unserem Host Osman das Gepäck unter und machen uns übernächtigt auf den Weg nach Ani. Da wir uns auch an die Höhe noch etwas gewöhnen müssen, trampen wir samt Fahrrädern, was hier kein Problem ist. Die Ruinen von Ani waren einmal die armenische Hauptstadt und ein blühendes Handelszentrum an der Seitenstraße. Heute ragen gewaltige Bauwerke aus einem Trümmerfeld. Das Areal ist riesig und absolut sehenswert. Touristen verirren sich nur wenige hierher und so ist die einzige Infrastruktur ein Kassenhäuschen und einige verrostete Infotafeln. Man kann sich abgesehen vom Grenzzaun nach Armenien einfach frei bewegen. Es ist ein wirklich beeindruckender Ort.
Nach einem neuen Abend in Kars geht es am nächsten Morgen per Rad weiter. Nach einigen Kilometern erreichen wir dann auch den Hochpunkt unserer Reise. Auf über 2200m überqueren wir den Pass. Dank des milden Winters liegt kein Schnee. Wir sind auf dem Weg Richtung Iğdır und es geht reichlich abwärts. Die Nacht verbringen wir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im Zelt, aber unsere Schlafsäcke halten uns warm. Ausnahmsweise sind wir schneller als erwartet und am folgenden Nachmittag stehen wir auf der Straße und diskutieren, hinter welcher Wolke sich der Berg Ararat versteckt. Wir müssen nicht lange rätseln, wenige Minuten später taucht über 4000m über uns sein Gipfel in der Abendsonne auf. Einen schöneren Abschiedsgruß hätte uns die Türkei kaum machen können. Noch am selben Abend fahren wir bis zum letzten Ort vor die Grenze nach Iran. Etwa einen Monat waren wir nun hier und haben Land und Leute wirklich lieben gelernt. Nun aber freuen wir uns auf den für uns letzten Grenzübergang Richtung Osten und das Land, welches dahinter liegt – Iran.